Fahrradstaffel molenbrücke

Mit der Polizei-Fahrradstaffel unterwegs: Von der Psychologie der Piktogramme

„Wenn der Radfahrer jeden Tag gegen die Richtung der aufgemalten Pfeile fährt, dringt das irgendwann bei ihm ins Bewusstsein.“ Carsten Ulbricht ist überzeugt davon, dass solche, einfach umzusetzenden, Maßnahmen helfen. Auch an den Autobahnauffahrten in Kaditz könnten sichtbare Markierungen helfen. Hier allerdings sind es die Autofahrer, die die Stoppschilder oft genug ignorieren würden. Der gestrichelte Radweg würde hier als zusätzliche Warnung dienen und die Radfahrer schützen.

Fahrradstaffel Riegelplatz

Stadtauswärts an der Haltestelle Washingtonstraße. Verstöße im Pulk. Die Fahrradstaffel kommt kaum hinterher mit den Verwarnungen. Foto: W. Schenk

Vor wenigen Wochen sei hier ein Radfahrer bei einem Zusammenstoß mit einem Auto schwer verletzt worden. Er war auf der falschen Seite unterwegs. Dennoch, so sagt Ulbricht, könne an vielen Stellen mit geringem Aufwand für mehr Sicherheit gesorgt werden. Seit 2009 ist der Polizeihauptmeister regelmäßig mit der Fahrradstaffel unterwegs. „Das ist eine willkommene Abwechslung“, sagt er. Zum Einzugsgebiet der Polizeidirektion gehöre nicht nur Dresden. Auch in Meißen sei die Staffel schon unterwegs gewesen.

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Anfang der Woche wurde ein Einsatz im Ortsamtsbereich Pieschen gefahren (Teil 1 erschien gestern). In Kaditz wird die Fahrradstaffel mit massenhaften Regelverstößen konfrontiert. Zeitweise kommen ihnen ganze Pulks von zehn und mehr Radfahrern stadtauswärts entgegen – alle auf der falschen Fahrbahnseite. Wer Richtung Radebeul oder Altkaditz unterwegs ist, spart sich meist aus Zeitgründen oder Bequemlichkeit den zwischenzeitlichen Wechsel auf die andere Straßenseite. Mehrere Ampeln halten zusätzlich auf. Am Riegelplatz hat die vierköpfige Fahrradstaffel darum alle Hände voll zu tun. Verwarngelder werden verhängt, bis der Quittungsblock alle ist. Dann bleibt nur noch die mündliche Verwarnung.

Fahrradstaffel suchbild europa-radweg

Suchbild: Wo ist in dem Schilderwald der Hinweis für den Europa-Radweg versteckt? Foto: W.Schenk

Die meisten Radler zeigen sich einsichtig, zumindest für den Moment. „Ich werde künftig anders fahren“, sagt eine junge Frau. Sie fahre auch Auto und wisse, wie gefährlich es sei, wenn Radfahrer von der falschen Seite kämen. „Ich bin reumütig“, gesteht eine Lehrerin. Sie habe noch nie bezahlt, obwohl sie hier ständig gegen die Fahrtrichtung radle. Kai ist erst seit zwei Jahren in Dresden und völlig überrascht, dass die Polizei eine Fahrradstaffel hat. „Ich komme aus Plauen im Vogtland. Das ist eine Kleinstadt. Da werden Radfahrer nicht kontrolliert“, sagt er.

Sowohl für die vielen einheimischen Radfahrer als auch für die Touristen auf dem Europa-Radweg ist die Situation rings um die Autobahnabfahrt Neustadt und den Elbepark unbefriedigend. Zwar führt ein Schild den Europa-Radweg an einer Ampel stadtauswärts über die Lommatzscher Straße, auf der anderen Seite fehlt dann aber schon der Hinweis, wie es weitergeht. Ist der Radfahrer unter der Autobahnbrücke durchgefahren, muss er die Straße wieder in Richtung Elbe überqueren. Wenn er Glück hat, findet er in Höhe der Gaststätte „Zur Einheit“ den kleinen Hinweis in Richtung Altkaditz und Meißen. Er ist in einem wahren Schilderwald versteckt. Auch hier könnten zusätzliche Markierungen auf der Straße und dem Radweg helfen.

Fahrradstaffel jaenichen jaeger

Uwe Jänichen und Tony Jäger (r.) beim Einsatz an der Molenbrücke. Foto: W. Schenk

Nur die ständige Präsenz würde an dem Verhalten der Radfahrer etwas ändern, ist Polizeihauptkommissar Uwe Jänichen, der die Fahrradstaffel anführt, sicher. Wie wirksam dies ist, zeigen er und seine Kollegen kurz danach an der Molenbrücke und der Haltestelle Altpieschen. Es ist Feierabendzeit und die Radfahrer kommen im Sekundentakt von der Molenbrücke gerauscht. Ein Teil biegt links in den Elberadweg ein. Mindestens genauso viel fahren, ohne das Tempo zu mindern, geradeaus auf den Fußgängerweg der Leipziger Straße. Gern auch mit Kinder-Anhänger. Sie wollen meist zur Ampel an der Haltestelle Altpieschen und dort über die Straße. Während die Polizisten einzelne Radfahrer stoppen und mit ihnen reden, rufen sie den anderen ihr „Absteigen“, „Sie müssen hier absteigen“ hinterher. Oft genug ernten sie dabei völlig verständnislose Blicke.

Hier ist es einfach zu gefährlich, beschreibt Polizeihauptmeister Tony Jäger die Situation. Wartende Fahrgäste an der Haltestelle, viele Fußgänger, dazu Rollstuhlfahrer und Kinderwagen – und dann noch Radfahrer in zwei Richtungen Dafür ist hier einfach kein Platz. Darum dürften Radfahrer nur stadteinwärts den Gehweg mitnutzen. Stadtauswärts sagt ein Schild dagegen ganz klar: Nur für Fußgänger. Aber wer schiebt schon die dreißig Meter bis zu Ampel?

Dennoch, so erklärt Jänichen, würden die größten Gefahrenherde für Radfahrer nicht im Ortsamtsbereich Pieschen liegen. Wichtigstes Einsatzgebiet sind die drei verkehrsreichen Plätze entlang der St. Petersburger Straße – Rathenauplatz, Pirnaischer Platz und Georgplatz sowie der Schlesische Platz in der Neustadt, erklärt Polizeihauptkommissar Uwe Jänichen. Hier würden sich statistisch auch die meisten Unfälle mit Radfahrern ereignen.

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Der Hund gehört an die Leine – und das immer auf dem Radweg. Foto: W. Schenk

Letztlich gehe es immer um die gegenseitige Rücksichtnahme, sagt Jäger. Wenn die Radfahrer etwas relaxter unterwegs wären, könnten viele gefährliche Situationen verhindert werden, sagt er und muss gleich noch mal aktiv werden. „Nehmen Sie bitte Ihren Hund an die Leine“, ruft er. Leinenpflicht gibts nicht in Pieschen. Doch, erwidert er, immer da wo Radwege gekennzeichnet sind, muss der Hund an die Leine. Dann ist Schluss mit Kontrolle. Die Fahrradstaffel macht sich auf den Weg zum Stützpunkt in der Stauffenbergallee. Den Tag auswerten und Berichte schreiben. Morgen sind sind die Beamten mit dem Motorrad oder mit anderen Aufgaben im Einsatz. Die Streife mit der Fahrradstaffel ist bei der Dresdner Polizei, im Gegensatz zu Hamburg oder Berlin, ein Nebenamt.

 

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