Donald Trump war seit wenigen Minuten als neuer Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt worden, als sich am Freitag Abend im Saal der katholischen Pfarrgemeinde St. Josef etwa 40 Gemeindemitglieder trafen, um mit dem Innenminister und CDU-Wahlkreisabgeordneten Markus Ulbig über Politik und Christsein zu diskutieren. Auch ohne Trump hätte die Diskussion um die Rolle der Populisten in der Welt keinen Bogen gemacht.
„Es findet eine unglaubliche Polarisierung der Meinungen statt“, schildert Ulbig seine Beobachtungen. Besonders in den vergangenen anderthalb Jahren seien die Auseinandersetzungen um politische Themen schwieriger und härter geworden. „Eine Diskussion findet nicht mehr statt. Es gibt nur noch fest vorgeprägte Meinungen“, sagt er. Dem Katholiken Ulbig ist anzumerken, dass er sich eine aktivere Rolle der Kirche in den aktuellen Dialogen wünscht. Zu Wendezeiten sei der Beitrag der Kirche sehr groß gewesen, auch darum sei es friedlich geblieben. „Das fehlt heute“, betont er. Gerade in der aktuellen Auseinandersetzung über die Flüchtlingsfrage würde es sich eine stärkere Begleitung durch die Kirchgemeinden wünschen. „Als Christ kann man sich nicht hinstellen und sagen, ich nehme die Vorteile der Globalisierung mit, aber mit den Folgen will ich nichts zu tun haben“, wird Ulbig sehr grundsätzlich.
Zustimmung kommt aus dem Saal. Man müsse mehr tun für den Zusammenhalt in der Gesellschaft. Dann wird die Frage aufgeworfen, wie vor allem junge Leute für mehr Engagement gewonnen werden können. Auch die Älteren hätten wenig Interesse, warf Rotraut Sawatzki ein. Sie sitzt für die CDU im Ortsbeirat und bietet seit Kurzem eine Bürgersprechstunde an. „Aber es kommt keiner“, sagt sie.
Wer etwas tun will, brauche dafür aber auch Zeit, meinte ein Familienvater. Woher soll die kommen, wenn man berufstätig ist und Kinder hat. „Es gibt im Leben Zeiten, wo das tatsächlich schwierig ist“, räumte Ulbig ein. Er hat selbst vier inzwischen erwachsene Kinder. Dann gebe es aber auch Phasen, wo man sich die Zeit nehmen könne, wenn man es wirklich wolle.
Und dann wurde Ulbig noch einmal prinzipiell. Es ging um die Frage, warum die Versammlungsbehörde die Pegida-Kundgebungen und Gegendemos nicht grundsätzlich auf dem Theaterplatz vor der Semperoper verbiete. „Ich will mir von keiner Regierung mehr sagen lassen, wann und wo ich meine Meinung äußern darf“, stellte er klar. Und der ehemalige Pirnaer Oberbürgermeister stichelte mit Blick auf die Gegendemonstranten: „In Leipzig gibt es diese Wohlgefälligkeit wie in Dresden nicht“.
Pfarrer Thaddäus Posielek freute sich über eine angeregte Debatte. Und er bekam auch eine klare Antwort auf die Frage, ob sich Christen in der Politik engagieren sollen. „Wer sich für die Politik geeignet fühlt, sollte das machen“, hatte Herbert Wagner, Dresdens erster frei gewählter Oberbürgermeister nach der Wende, in der Diskussion gesagt. Auch für Ulbig ist klar. „Ich würde mich wieder so entscheiden“.
Die Pieschener Pfarrei hat ihren Anfang in der Gründung des katholischen Volksvereins Pieschen 1891. Heute leben in der Gemeinde, zu der auch Radeburg und Moritzburg gehören, etwa 3.000 Mitglieder.
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