Wie genau Uwe Barthel darauf kam, sein Geschäft Buchteddy zu nennen, daran kann er sich nicht mehr erinnern. Fakt ist, dass das heftig abgeliebte Stofftier ihn seit seinem zweiten Lebensjahr begleitet. Es sei denn, es befindet sich wieder einmal auf Weltreise und sammelt Schnappschüsse für’s Familienalbum. Das Porträt eines Buchladens mit zwei ungewöhnlichen Inhabern.
Im „Buchteddy“ ist kaum noch ein Stück Wand zu sehen und wenn doch, klebt daran ein Poster, Postkarten oder Fotos vom Teddy. Zehntausend Bücher wenden dem Kunden ihre Rücken zu, schätzt Uwe Barthel. Noch mehr stapeln sich im angrenzenden Lager – und es kommen beständig welche hinzu. Wir sitzen in Barthels kleinem Büro zwischen Batman-Postern und Denkzettelchen an Pinnwänden. Ich solle die Unordnung entschuldigen, sagt er, und ich lasse meinen Blick über die säuberlichen Stapel von Papieren und Büchern gleiten. Von Unordnung keine Spur, nur gut gefüllt ist alles im Buchteddy.
Jetzt tritt schon wieder eine Kundin durch die Ladentür. Sie hätte Bücher im Auto, sagt sie. Die genaue Anzahl zu nennen scheint nicht lohnenswert. „Immer gern!“ sagt Barthel und so wird herein geschleppt. „Meistens nehmen wir die Bücher kistenweise an. Vor allem aus Nachlässen“, erklärt er. Dann werden sie gesichtet, sortiert und eingeräumt. Im Laden kosten sie durchschnittlich einen Euro. Im Onlineshop bietet Barthel die preisintensiveren Exemplare an. So begann der Buchteddy vor mittlerweile elf Jahren: als Versand-Antiquariat.
„Man fängt natürlich klein an“, sagt Barthel, der nach seiner kaufmännischen Ausbildung im Vertrieb einer Jugendzeitschrift arbeitete. Im Jahr 2006 machte er sich selbstständig. „Eine Affinität zu Büchern hatte ich schon immer“, erinnert er sich. Zwei Jahre später konnte er die Räume am Leisniger Platz beziehen, die er sich vorerst noch mit einem anderen Geschäft teilte. Das wäre jetzt aus Platzgründen nicht mehr möglich. „Wir sind hart an der Grenze unserer Kapazitäten“, sagt Barthel und schiebt eine Lücke im Regal frei.
Wenn Barthel „Wir“ sagt, meint er sich und seine Teilzeit-Angestellte. „Wir sind quasi ein 1,5-Mann-Betrieb“, scherzt er. Dresdenweit ist das moderne Antiquariat sehr gefragt. Barthel erzählt, wie sogar einmal im Jahr eigens für den Besuch des Buchteddys ein Pärchen aus Thüringen anreist. Besonders Sammler von Buchreihen gehen bei ihm ein und aus. „Ich habe selbst angefangen, bestimmte Serien zu sammeln. Das hat schon seinen Reiz.“ Wenn seine Kunden trotz des vielfältigen Sortiments nicht fündig werden, erkundigt er sich bei Kollegen, leitet weiter und vermittelt.
Das alles beobachtet von seinem Regalplatz aus der Namensgeber des Ladens. „Er ist im Genick schon etwas schwach geworden“, sagt Barthel und lässt den plüschigen Kopf des Maskottchens zum Beweis vor und zurück kippen. Kein Wunder. Das Kuscheltier hat schon einiges erlebt. Auf Reisen war es in Norwegen, der Schweiz, Tschechien, Italien, Frankreich und in den USA sogar ohne seinen Besitzer. Die Schnappschüsse an der Wand künden vom bewegten Leben des Buchteddys. Auch desolate Momente (der Buchteddy sitzt mit auf die Brust gesunkenem Kopf zwischen leeren Bierdosen) werden nicht ausgespart. Vielleicht sollte ich das Interview lieber mit ihm führen, schlage ich vor. „Ich kann ihn gern hierher setzen und gehen“, lacht Uwe Barthel.
Modernes Antiquariat „Buchteddy“
Robert-Matzke-Straße 1 (am Leisniger Platz)
geöffnet von Dienstag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Sonnabend 10 bis 14 Uhr
www.buchteddy.de
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