Bei den 1950 im Pirnaer Geibeltbad ausgetragenen ersten DDR-Meisterschaften im Schwimmen und Springen gewann der Dresdner Wasserspringer Kurt Föckel den Wettbewerb vom 10-Meter-Turm. Wolfgang Uhlmann, aufgewachsen auf der Wurzener Straße in Pieschen, von 1956 bis 1990 Teilnehmer an insgesamt elf Schacholympiaden, erhielt 1959 vom Weltschachbund (FIDE) den Titel eines Schachgroßmeisters. Der Wilschdorfer Werner Wiesenberg, seit 1945 bei vielen Wettkämpfen in der Leichtathletik und im Wintersport erfolgreich, wurde bei den zweiten DDR-Meisterschaften 1951 in Oberhof Sieger im Skilanglauf über 18 Kilometer. Er gehörte 1956 zu den Gründern der SG (Sportgemeinschaft) Dynamo Zinnwald, die ab 1960 regionaler Schwerpunkt im Biathlon war. Und nicht zuletzt der Pieschener Wolfgang Haney, der 1949 und 1951 DDR-Vizemeister im Boxen (Mittelgewicht) wurde und bis 1952 dem Nationalmannschaftskader angehörte.
So unterschiedlich die Herkunft der Genannten und die von ihnen betriebenen Sportarten auch sein mögen, eines haben sie gemeinsam: Ihre erste Sportgemeinschaft , in der sie nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges Fuß fassten, war die Anfang 1946 gebildete SG Mickten. Zu der damals nicht nur im Dresdner Nordwesten bekannten Sportgemeinschaft gehörte auch Haney, damals der beste Mittelgewichtsboxer Sachsens.
Vier Jahre später, am 1. Mai 1950, schloss sich die SG Mickten der schon im August 1948 gegründeten BSG Sachsenverlag Dresden an. Selbige wurde 1951 in BSG Rotation Dresden umbenannt, eine Betriebssportgemeinschaft, die sich bis 1990 zu einer der größten innerhalb Dresdens entwickelt hatte.
Als Sohn des Schneidermeister Kurt Haney und seiner Ehefrau Elsa wurde er am 24. Mai 1927 in Pieschen geboren. Auf der Moltkestraße wuchs er mit zwei jüngeren Schwestern und einem älteren Bruder auf. Nach achtjährigem Besuch der 27. Volksschule Dresden (heute Oberschule Dresden-Pieschen) erlernte Wolfgang Haney den Zimmermannsberuf. Wie viele andere seines Alters wurde auch er noch im letzten Jahr des Zweiten Weltkrieges eingezogen. Im November 1945 kehrte er aus französischer Kriegsgefangenschaft nach Dresden zurück und bekam kurze Zeit später in der Sachsenverlag Druckerei und Verlags-Gesellschaft mbH, dem ehemaligen Goehlewerk, auf der Riesaer Straße eine Anstellung als Hilfsarbeiter.
In dieser Zeit fand er in der SG Mickten auch eine sportliche Heimat und wurde am 31. März 1947 Mitglied der Sektion Boxen. Seinen ersten Kampf bestritt er drei Monate später. Im Jahre 1949 konnte sich Wolfgang Haney nicht nur mit Kreis- und Bezirksmeistertiteln im Mittelgewicht schmücken, sondern auch mit dem eines Sachsenmeisters.
Die ersten DDR-Landesmeisterschaften im Boxen begannen am 21. Oktober 1949 in Erfurt und dauerten drei Tage. Die Titel errangen damals Boxer aus Görlitz, Sonneberg und Querfurt, aus Wittenberge, Cottbus, Berlin und Naumburg. Startberechtigt war auch Sachsenmeister Wolfgang Haney. Im Finale des Mittelgewichts unterlag er dem Berliner Horst Henatsch nur knapp.
Über das Finale schrieb damals „Der illustrierte Boxring“: „Den einzigen Berliner Meisterschaftssieg gab es im Mittelgewicht durch Horst Henatsch über den Dresdner Wolfgang Haney (SG Mickten). Beide erwiesen sich als technisch gut geschulte und schlagstarke Kämpfer, und es war reine Gefühlssache, daß der Berliner zum Sieger über den gleichwertigen Gegner erklärt wurde.“ Die vom Sportverlag in Berlin (Ost) publizierte Zeitschrift „Der illustrierte Boxring“ erschien von 1949 bis 1953. Danach wurde ihr Erscheinen eingestellt. Unmittelbarer Nachfolger war die Zeitschrift „Boxring“. Sie war das Fachorgan der Sektion Boxen der DDR, ab 1958 das Organ des Deutschen Boxverbandes der DDR. Im Jahre 1991 wurde sie von der seit 1920 erscheinenden Zeitschrift „Boxsport“ übernommen.
Doch zurück zu Wolfgang Haney. Bei den zweiten DDR-Meisterschaften im Boxen, sie fanden 1950 in der Berliner Werner-Seelenbinder-Halle statt, konnte er sich nicht unter den drei besten Boxern platzieren. Als aber vom 28. Juni bis zum 1. Juli 1951 in Leipzig und Erfurt die Titelkämpfe zum dritten Mal ausgetragen wurden, erreichte Wolfgang Haney wieder das Mittelgewichtsfinale. Hier unterlag er dem für die BSG Motor Ost Halle startenden Ullrich Nitzschke (1933-2013) nach Punkten. Zwei Jahre später wurde Ullrich Nitzschke Europameister im Halbschwergewicht.
Offensichtlich im Zusammenhang mit der Auflösung der Sektion Boxen der BSG Rotation Dresden beendete er mit dem Kampf gegen den Berliner Boxer Apel am 7. September 1952 seine aktive Laufbahn und begann bei den Dresdner Ratschaisenträgern in Altlöbtau zu arbeiten. Im Laufe seiner fast siebenjährigen Betriebszugehörigkeit beim Sachsenverlag Dresden hatte sich Wolfgang Haney zum Mitarbeiter im Planungsbüro qualifiziert und zeitweise auch den Sportunterricht für die Lehrlinge des Betriebes erteilt.
Seine boxsportliche Bilanz hört sich auch heute noch gut an: Er stieg von 1947 bis 1952 zu insgesamt 106 Kämpfen in den Ring, war DDR-Vizemeister 1949 und 1951, vertrat die DDR, zu deren Nationalmannschaftskader er seit Sommer 1951 gehörte, in Länderkämpfen gegen die Sowjetunion und Ungarn und bestritt in Kaiserslautern, Lübeck, Kiel und Flensburg Vergleichswettkämpfe mit Boxstaffeln aus der Bundesrepublik Deutschland.
Wolfgang Haney wurde nur 53 Jahre alt. Er starb am 29. Juni 1980. Sein Grab auf dem Friedhof Kleinzschachwitz ist aufgelöst.
2 thoughts on “Brendler‘s Geschichten: Wolfgang Haney – Sachsenmeister und DDR-Vize im Boxen”
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Sehr geehrter Herr Brendler, ich danke Ihnen für den Berich über unseren Vater. Wir haben Ihm dieses Jahr wieder in unsere Erinnerung zurück geholt und seinem 90. Geburtstag mit der Familie würdevoll gedacht.
Mit freundlichen Grüßen
Frank Haney
Sehr geehrter Herr Brendler,
vielen Dank für den ausführlichen Bericht über meinen Vater. Trotz seines viel zu frühen Todes ist er immer in unserer Erinnerung.
Viele Grüße
Eveline Schmieder, geb. Haney