„Für die Feuerwehren und ihre aktiven Mitglieder galt vor 120 Jahren genau wie heute das Grundprinzip, dass nur eine hohe Einsatzbereitschaft und eine perfekte Beherrschung der Feuerwehrtechnik die Garantie für ein sicheres und schnelles Wirksamwerden bei der Abwehr und Bekämpfung von Gefahren in einem Ernstfall sein kann.“ Das schrieb der 2013 verstorbene Dr. Manfred Dreßler, Gründungsmitglied des Vereins „Dresdner Geschichtsmarkt“ und profunder Kenner der Feuerwehrgeschichte, in einem Beitrag für die vom Verein „Neue Nachbarschaft Kaditz“ unter dem Titel „Typisch Kaditz“ im Jahre 2002 herausgegebene Publikation.
Und weil damals, wie auch heute, einmal erlangte Fähigkeiten und Fertigkeiten möglichst unter einsatznahen Bedingungen und an einem geeigneten Objekt ständig trainiert werden müssen, veranstalteten die Feuerwehren der Dresdner Vorortgemeinden Kaditz, Mickten, Trachau und Übigau, bis zur Eingemeindung 1897 auch Pieschen und Trachenberge, in den 1890er Jahren regelmäßig sogenannte „kombinierte Übungen“.
So erreichte am 19. Oktober 1898 die Amtsstuben der Gemeinderäte von Mickten und Trachau eine Einladung des Kaditzer Gemeindevorstandes Christian Friedrich Findeisen folgenden Inhalts:
„Das hier dem Gastwirt Friedrich Ernst Leipert gehörige Restaurant ‚Zum Feldschlößchen‘ soll, da der Neubau vollendet, in den nächsten Tagen abgebrochen werden. Bevor jedoch diese Abbrucharbeiten in Angriff genommen werden, hat uns Herr Leipert gestattet, an dem zum Abbruch kommenden Wohngebäude eine gemeinsame Übung zu veranstalten. Um diese Angelegenheit in die Wege zu leiten, ersuche ich Sie hiermit mit dem Kommando Ihrer Feuerwehr sich am Sonntag, den 24. dieses Monats, abends 8.00 Uhr in dem hier gelegenen Restaurant gefälligst einzufinden.“
Bauherr des abzureißenden Wohngebäudes war der Trachauer Windmüller Karl Friedrich Trentzsch (1821-1887), der seit 1874 darin ein Restaurant betrieb. Nach seinem Tod hatte es Karl Ferdinand Fischer, Sattler und Wagenbauer aus Dresden, erworben und 1893 an den Pieschener Restaurateur und Produktenhändler Friedrich Ernst Leipert wieder veräußert.
Selbiger erweiterte in der Folgezeit das Grundstück, indem er noch im gleichen Jahr den Bau einer Asphaltkegelbahn und eines Schlachthauses für Kleinvieh beantragte. In den schriftlichen Unterlagen dazu nannte Leipert schon 1894 sein Restaurationsgrundstück „Zum Feldschlößchen“, ein Name, den er auch auf das 1899 eröffnete neue Haus übertrug und der bis 1951 erhalten blieb.
1896/97 beabsichtigte Leipert für sein Restaurationsgebäude ein neues, nach Plänen des Radebeuler Architekten Carl Leberecht Käfer (1856-1910) zu erbauen und nach Fertigstellung desselben das alte abzutragen.
In der oben erwähnten Publikation schrieb Dr. Manfred Dreßler, dass in dieser Vorbesprechung das Szenarium für die Einsatzübung abgesprochen und in Form eines Einsatzplanes festgelegt wurde und weiter: „Im November 1898 fand die Übung statt und hatte alles aufzubieten, was man heute nicht viel anders machen würde. Ausgegangen wurde von der Explosion eines Petroleumfasses im Keller des Hauses, worauf die einzelnen Wehren mittels Hornsignalen alarmiert wurden. Inzwischen hatte sich das Feuer, verbunden mit starker Rauchentwicklung, bis in das obere Stockwerk ausgebreitet. Die zuerst eintreffende Feuerwehr, es war die aus dem nahen Trachau, musste sofort die Rettung eines Verunglückten im Bierkeller vornehmen und mit der mechanischen Schiebeleiter eine vom Rauch eingeschlossene Person aus dem ersten Stockwerk befreien. Die Steiger hatten einige wertvolle Gegenstände aus den höher gelegenen Hausteilen zu bergen, sie mittels Leinen herabzulassen und in Sicherheit zu bringen. […] Danach wurde mit einem Hornsignal die Übung beendet. Anschließend erfolgte noch eine gemeinsame Auswertung mit den Kommandos der beteiligten Feuerwehren, den Mannschaften wurde Freibier für die ‚gehabte Mühe‘ spendiert.“
Viele Jahre schon ist das ehemalige „Feldschlössel“ Domizil des Theaterhauses RUDI. Aber das ist schon wieder eine neue Geschichte.
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