Johann Wolfgang von Goethe, am 2. März jährte sich sein Todestag zum 185. Male, hat mit dem „Osterspaziergang“ wohl eine der schönsten Verse über den Frühling geschrieben. Wir finden sie im ersten Teil seines „Faust“.
An die Osterspaziergänge meiner Kinderjahre kann ich mich noch sehr gut erinnern. Sie waren bestimmt von den Nachwirkungen des Zweiten Weltkrieges, der 1939 von Deutschland ausgegangen und sechs Jahre später dahin zurückgekehrt war.
Der „Waldmax“ in der Jungen Heide, die „Baumwiese“ an der Moritzburger Landstraße oder die „Meierei“ im Lößnitzgrund waren, vor allem an den Ostersonntagen, die bevorzugten Ausflugsziele meiner Eltern. Die gut zu Fuß erreichbaren Gaststätten hatten alle einen Garten und außerdem durfte man seinen extra zum Osterfest gebackenen Kuchen oder seine belegten Brote mitbringen.
Besonders oft besuchten wir zu Ostern aber den „Gasthof Kaditz“. Stets mit dabei waren die Großeltern sowie Onkel und Tanten. Der Fußweg dahin war immer der gleiche. Aus Alttrachau kommend, bogen wir an der Gaststätte „Feldschlößchen“ (heute Theaterhaus RUDI) in die Fechnerstraße ein, die auch noch Fechnerstraße hieß, als man schon auf „freiem Felde“ war. An der kleinen Autobahnbrücke, die bis in 1990er Jahre noch bestand, wurde schließlich die Grimmstraße erreicht. Diese führte unsere Ostergesellschaft über den Riegelplatz bis zum ehemaligen „Weinschank Findeisen“. Hier begann der Dorfanger von Altkaditz. An seinem anderen Ende stand der Gasthof.
Auf diesen „Nachkriegsosterspaziergängen“ suchten wir Kinder die vom Osterhasen versteckten Eier. Viele waren es nicht. Aber andere kleine Süßigkeiten fanden wir immer. Und fanden wir sie nicht, dann riefen der Vater oder die Mutter uns zu, wo es „kalt“ wäre oder „ganz heiß“.
Obwohl es noch andere Bräuche gibt, als das Suchen nach versteckten Ostereiern, fest in meiner Erinnerung geblieben sind mir die Osterspaziergänge nach Kaditz.
Ein solcher Spaziergang dorthin ist auch in unseren Tagen, vor allem der dörflichen Idylle wegen, noch immer empfehlenswert. Selbst wenn der Fußweg nicht mehr der gleiche ist wie vor fast sieben Jahrzehnten und der „Weinschank Findeisen“ sowie der „Gasthof Kaditz“ vergeblich gesucht werden, Verstecke für Ostereier gibt es noch in ausreichendem Maße.
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