„Die Entdeckung unbekannter typischer Landschaften und ihre Bevorzugung und Gestaltung von Künstlergruppen und einzelnen Künstlern durch Jahrzehnte, manchmal durch ein ganzes Leben, gehört zu den charakteristischsten Entwicklungserscheinungen der deutschen Freilichtmalerei nach der Jahrhundertwende.“
Diese Feststellung entstammt einem Aufsatz über Dresdner Malerei in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, den der Kunsthistoriker und Literaturwissenschaftler Fritz Löffler (1899-1988) vor fast sechzig Jahren unter dem Titel „Gemütlichkeit und Dämonie“ verfasst hatte.
Zu diesen Künstlern ist zweifellos der Maler Otto Altenkirch zu zählen. Er hatte zu Beginn des letzten Jahrhunderts mit dem Dresdner Heller eine solch typische Landschaft entdeckt, in der die 1673 eröffnete Hellerschänke (später „Zum letzten Heller“) sowie das nahe gelegene Hellergut für lange Zeit die ältesten und einzigen Gebäude waren. Um 1970 wurden sie, leer stehend und ruinös, abgetragen.
Der am 21. August 1884 in Wilschdorf bei Dresden geborene Schriftsteller Edgar Hahnewald, bis 1933 auch Lokalredakteur der sozialdemokratischen „Dresdner Volkszeitung“ und Mitglied des Landesvereins Sächsischer Heimatschutz, veröffentlichte in der Monatsschrift des Landesvereins mehrere Beiträge. 1933 bekamen er und seine Frau Anna die Willkür des NS-Staates zu spüren. Sie mussten Deutschland verlassen. Edgar Hahnewald starb am 6. Januar 1961 in Solna (Schweden).
Zur Landschaft des Hellers, ursprünglich Teil der Dresdner Heide und ebenso wie diese dicht bewaldet, fand Edgar Hahnewald folgende Worte: „Die südlich von Rähnitz und Hellerau gelegenen Hellerberge bilden den Nordrand des ausgedehnten und einst bewaldeten Heidesandgebietes, das wir unter dem Namen der Heller kennen. Die Birkenschneisen im Kiefernwald sind noch immer die alten Maikäferreviere. Violett umschleiert im Märzwind, bräutlich grünweiß im Frühling, von flüsterndem Rauschgold behangen im Herbst, säumen sie noch immer die weichen Sandwege.“
Otto Altenkirch, der in die Dresdner Kunstgeschichte als „Maler des Hellers“ eingegangen ist, wurde am 2. Januar 1875 als Sohn eines kleinen Sattlermeisters in Ziesar bei Magdeburg geboren. Zum Dekorationsmaler in Berlin ausgebildet, studierte er ab 1899 an der Berliner Kunstakademie und ab 1902 an der in Dresden. Nachdem Otto Altenkirch das Studium zu Ende gebracht und die Akademie verlassen hatte, erhielt er 1910 die Berufung zum Leiter des Malsaales des Dresdner Hoftheaters. Wohnhaft im Hause der renommierten „Kronenapotheke“ in der Bautzener Straße Nr.15, prägte er ein Jahrzehnt die Theatermalerei in Dresden. Für die Gestaltung seiner Bühnenbilder, Horizonte und Kulissen erhielt er 1917 den Professorentitel. Drei Jahre später verzog er in das etwa drei Kilometer südlich von Nossen entfernte Siebenlehn.
Auf der Suche nach einer geeigneten Motivregion hatte Otto Altenkirch im Sommer 1907 den Dresdner Heller entdeckt: „Immer wieder zog es mich zu den schlichten Landschaften des Hellers mit seinen Sanddünen und Wassertümpeln, seinen Kiefern und Birken, dem alten Hellergut mit seinen hohen, alten Linden und dem romantischen Herrenhaus, der jetzigen Hellerschänke. Seit 1907 bin ich nie müde geworden, mich bei allen Jahreszeiten in diese Motive zu vertiefen. Einige Dutzend Bilder in verschiedenen Fassungen habe ich davon bestimmt schon gemalt. Mein Ziel war immer, eine gute Malerei zu geben, dabei die Stimmung bei gleicher Wertung von Form und Farbe voll auszuschöpfen.“
Selbst als Otto Altenkirch seinen Wohnsitz schon in Siebenlehn hatte, immer wieder kehrte er auch zum Heller zurück. Seine Arbeiten zeigen, wie unendlich viele Reize in einer Landschaft verborgen liegen, die als reizlos geschmäht und gemieden wird. Anlässlich seines 60. Geburtstages (1935) hatte er sein diesbezügliches Werk in einer großen Ausstellung in Dresden gezeigt.
Am 20. Juli 1945 ist der Maler des Dresdner Hellers in Siebenlehn gestorben. Auf dem Friedhof an der Freiberger Straße befindet sich auch sein Grab. Otto Altenkirch, nach dem in Dresden-Zschertnitz eine Straße benannt ist, wird in Siebenlehn genauso geehrt wie die daselbst geborene Australien- und Naturforscherin Amalie Dietrich (1821-1891). Der ehemalige Platz der Bauarbeiter in Dresden-Gorbitz trägt seit 1993 ihren Namen.
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