Auf den ersten Blick passen die strenge Einteilung in Parzellen, wie in einem guten deutschen Kleingartenverein, und der etwas sperrige Name der Ausstellung „Hands-On Urbanism“ im geh8 Kunstraum& Ateliers nicht zusammen. Doch gleich inder ersten, aus Baustellengittern gebauten, Parzelle wird klar, dass zu dem englischsprachigen Mode-Namen auch die Schrebergarten-Bewegung gehört, die 1865 in Leipzig ihren Anfang nahm. Schutz vor Mietwucher und Selbstversorgung der armen Stadtbewohner waren wichtige Gründe für deren Entstehung. Kleingärten, Laubenpieperkolonien oder Schrebergärten prägen die Stadtbilder bis heute. Und sie sind in ihrer überwiegenden Zahl nicht das Ergebnis der Arbeit von Stadtplanern, sondern Resultat der Initiative der Stadtbewohner.
Solche Beispiele der Stadtentwicklung hat Elke Krasny weltweit recherchiert, dokumentiert und in einer Ausstellung illustriert. Erstmals 2012 im Architekturzentrum in Wien gezeigt, ist sie ab 20. Oktober fünf Wochen lang in Dresden zu sehen. Zum Finale am 26. und 27. November wird sich die studierte Kulturtheoretikerin selbst der Diskussion stellen.
Ungeplante Stadtentwicklung scheint heute kaum noch möglich. Dennoch wird sie immer wieder erkämpft. Zum Beispiel auf dem ehemaligen Flugplatz Berlin Tempelhof oder gerade erst in Dresden bei der umstrittenen Pflege einer vernachlässigten Grünecke durch eine Wildgärtnerin. Im größteren Maßstab zeigt die Aussstellung Beispiele aus Havanna, Hongkong, Mexiko oder auch Brasilien.
Kathleen Schlade, einer der Organisatorinnen des Umundu-Festivals, hat die Austellung mit aufgebaut. Besonders beeindruckt hat sie das Beispiel aus der brasilianischen Stadt Porto Alegre. Hier werde gezeigt, wie mit einfachen Mitteln um eine bessere Lebensqualität in verarmten Slums gekämpft werde. Menschen, die aufgrund ihrer Armut völlig isoliert waren, hätten wieder Zugang zum Leben und Arbeiten in der Stadt gewonnen. Zum Beispiel nur dadurch, dass sie ihren Müll zu Sammelplätzen bringen und dort gegen einen Busfahrschein tauschen konnten. Eine Müllabfuhr gibt es dort nämlich nicht. „Es gibt viele Gemeinsamkeiten im Stadtleben. Die Ausstellung zeige dies beeindruckend“, sagt Schkade. Mitwirkung der Einwohner sei auf viele Arten möglich.
Das zu zeigen, sei auch Ziel des Umundu-Festivals für nachhaltige Entwicklung, das bereits zum achten Mal vom Verein Sukuma Arts organisiert wird. Gemeinsames Gärtnern auf städtischen Brachflächen sei da nur ein Beispiel. Eine Woche lang wollen Experten und Aktivisten mit den Dresdner Einwohnern über verschiedenste Formen der Bürgerbeteiligung diskutieren. Sie stellen Tauschringe vor, reden über Bürgerhaushalte und Stadtteilfonds, lassen die Fahrradexperten aus Kopenhagen zu Wort kommen oder präsentieren Ideen für Zwischennutzungen von Flächen und Gebäuden. Im vergangenen Jahr, als es um das Thema Boden ging, seien 5.000 Besucher zu den verschiedenen Veranstaltungen gekommen. In diesem Jahr sind die Themen vielfältiger – und damit auch die Hoffnung auf ein breiteres interessiertes Publikum.
>> 20. Oktober, 18 bis 20 Uhr, Eröffnung der Ausstellung „Hands-On Urbanism. Vom Recht auf Grün“, geh8 Kunstraum&Ateliers, 20:00 Uhr: The Human Scale – Perspektiven einer bürgernahen Stadtpolitik, (Film, OmU), Dänemark 2012
>> das Programm des Umundu-Festivals „Our urban Future“
>> der Organisator der Festival: Sukuma Arts e.V.
Ein Kommentar zu “Umundu-Festival zeigt Ausstellung „Hands-On Urbanism. Vom Recht auf Grün“”
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