Die Dresdner Denkmalschützer wollen die Baugeschichte von Schloss Übigau von Experten untersuchen und dokumentieren lassen. „Wir haben eine bauhistorische und bauarchäologische Untersuchung zu Schloss Übigau ausgeschrieben“, erklärte Bernhard Sterra, Leiter der Abteilung Denkmalschutz im städtischen Kulturamt, im Gespräch mit dem Online-Journal Pieschen Aktuell. Im Ergebnis sollen Erkenntnisse über die Nutzungsgeschichte, über das Baugefüge und seine Veränderungen, also eine lückenlose Baugeschichtsforschung entstehen.
Die Auftragsvergabe an eines von drei Spezialistenbüros für Bauforschung, die im Rahmen einer Ausschreibung angesprochen wurden, sei noch in diesem Jahr geplant. Die Untersuchungen würden mehrere Monate, aber weniger als ein Jahr in Anspruch nehmen, schätzt der Denkmalschutzexperte. Er rechnet fest damit, dass noch 2017 die Ergebnisse präsentiert werden könnten.
Die Ausschreibung sei gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege erarbeitet worden. Die Kenntnisse über Schloss Übigau seien nach wie vor nur lückenhaft, sagte der Denkmalschützer. So sei bis heute nicht dokumentiert, was beim Eigentumsübergang in den zwanziger Jahren des 18. Jahrhunderts verändert wurde und welchen Einfluss August der Starke auf die Weiterführung und Vollendung der Bauarbeiten hatte. Bekannt sei dessen Interesse an einem Canale Grande Motiv, in dem das Schloss ein wichtige Rolle gespielt habe. Schloss Übigau sei ein Baudenkmal von europäischen Rang, betonte Sterra.
„Wir erwarten, dass sich die Bauforscher konzentriert mit der Aufgabenstellung auseinander setzen und dabei nicht nur das Schloss, sondern das gesamte Ensemble betrachten“, erläuterte der Denkmalschützer weitere Ziele der Untersuchung. Schließlich habe der Standort auch eine wichtige industriegeschichtliche Bedeutung.
Der offen sichtbare Verfall des Schlosses ist auch immer wieder Gegenstand von Anfragen an das Rathaus. Oft wird die Empörung über den Schandfleck an der Elbe von der radikalen Forderung nach Enteignung begleitet. Erst im Oktober beantwortete Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) eine entsprechende Anfrage. Im November musste Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke) in der Einwohnerfragestunde im Stadtrat Rede und Antwort stehen.
Sie verweisen darauf, dass es zahlreiche Gespräche mit der Eigentümerin gegeben habe. Das Schloss befindet sich seit 2009 im Besitz der Familie des Zigarrenfabrikanten Dieter Schinz aus Heidelberg. Nach dessen Tod hatte seine Frau Ingrid schon 2012 einen Versuch gestartet, das Schloss zu verkaufen, war aber gescheitert. „Die Landeshauptstadt Dresden ist sich der Bedeutung des Schlosses, seiner Einzigartigkeit und der sich daraus ergebenden Verantwortung durchaus bewusst“, erklärte Hilbert. Sie habe mit mehreren Auflagen für die Sicherung der Gebäude gesorgt. So seien zum Beispiel Bauskulpturen im Lapidarium der Stadt und bei einem Steinmetzmeister eingelagert.
Entschieden wies Hilbert Förderungen nach einer Enteignung zurück. „Eine Rettung des Schlosses durch Enteignung ist derzeit genauso
ausgeschlossen wie seine Rückführung in kommunales Eigentum. Für eine Enteignung, also den größtmöglichen behördlichen Eingriff in das Eigentumsrecht, sind die Voraussetzungen nicht gegeben“, betonte er.
Bürgermeisterin Klepsch verwies in ihrer Antwort in der Fragestunde im Stadtrat darauf, dass die Kommune nicht die Pflichten übernehmen könne, die sich für Eigentümer von Denkmalen aus dem Denkmalrecht ergeben. Die Stadt könne weder Sanierungsmaßnahmen noch eine bestimmte Nutzungsart anordnen, sagte sie.
Auch die Rückführung in kommunales Eigentum würde oft gefordert. Das sei aber ausgeschlossen, weil die Kommune nie Eigentümer des Grundstückes gewesen sei. Einziger Hoffnungsschimmer für die Kritiker am Verfall des Schlosses ist derzeit die Option eines Vorkaufsrechtes. Dies, so Klepsch, setze aber eine Verkaufsabsicht der Eigentümerin voraus. Und dann machte sie mit folgendem Satz Hoffnungen. „Unabhängig davon wird gegenwärtig geprüft, ob die gesetzlichen und fiskalischen Möglichkeiten für die Ausübung des Vorkaufsrechtes gegeben wären.“
Die nächsten Neuigkeiten zu Schloss Übigau werden nun voraussichtlich die Baugeschichtsforscher im kommenden Jahr liefern. Denkmalschützer Sterra würde deren Forschungsergebnisse gern in einem gemeinsamen Kolloquium mit italienischen Experten diskutieren. „Aber das ist bisher nur ein sehr persönlicher Wunsch“, schränkt er ein. Die Dresdner, so seine Überzeugung, seien sehr sensibel, wenn es um Denkmale und deren Erhaltung geht.
2 thoughts on “Stadt vergibt Auftrag zur Untersuchung der Baugeschichte von Schloss Übigau”
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schon schade
obwohl mir das Schloss trotz regelmäßigem Vorbeifahren per Fahrrad nie wirklich aufgefallen ist, könnte man theoretisch schon was schönes daraus machen. Dazu müsste man natürlich auch dafür sorgen dass sich rings rum um das Schloss ein paar Sachen ändern. Etwas „einfaches“ wäre z.B. den Elberadweg endlich dort unterhalb von Übigau wirklich an der Elbe entlang zu führen. Gerade dieser Umweg um Übigau, sogar am Elbepark entlang, ist furchtbar unübersichtlich und verwirrt sicher auch einige Touristen (ich habe z.B. fast ein Jahr wöchentliche Radtouren dort entlang gebraucht bis ich wirklich komplett gefunden hatte wie der Radweg zwischen Meißen und Dresden verläuft).
Schade, daß man so lange gebraucht hat, um einen Entscheidung zu treffen. Der Förderverein setzt sich seid Jahren für das Schloß Übigau ein.