„Bis in die Puppen gehen“ ist ein Ausdruck, der auf den Tiergarten im Berlin des 18. Jahrhundert zurück geht. Nun, das Puppentheater Vollmann auf der Rehefelder Straße findet im Gegensatz zum geflügelten Wort zu morgendlicher Stunde statt, nicht nachts. Und ist auch sonst sehr kinderfreundlich, wie der Puppenmeister selbst. „Ich wurde jung geboren“, sagt er augenzwinkernd. Mit dem Theater verwirklichte sich Vollmann einen Traum, den er zwischenzeitlich aus den Augen verlor. Heute würde er gegen nichts tauschen.
An seinen ersten Auftritt erinnert sich Marco Vollmann genau. Er spielte inbrünstig die Premiere von Der Teufel mit den drei goldenen Haaren. Das war 1978 und der kleine Marco war acht Jahre alt. Mit zwölf baute er gemeinsam mit einem Freund die erste Puppenbühne – dann grätschten die Pubertät und diverse Berufe dazwischen. Als Erzieher probierte sich Vollmann auch auf der kreativen Schiene, lernte Gitarre spielen und gab Theaterkurse. Unter anderem bastelte er Handpuppen und in ihm reifte ein Entschluss: Das will ich machen.
Anfang der 2000er gründete er einen Verein für soziale und kulturelle Arbeit und mietete 2002 dafür den Raum, der heute sein Puppentheater ist. Pieschen erschien ihm dafür das richtige Pflaster. „Hier gab es sowas noch nicht und ich wollte etwas aus dem Nichts schaffen. Ich habe Pioniergeist“, erklärt er und fügt hinzu: „In der Neustadt kann das doch jeder.“ Ende 2003 zerstreuten sich die Mitglieder des Vereins zum Studium, aber Vollmann blieb. Er gab seinen Job auf und wagte den Schritt in die Existenz als Puppenspieler. „Wenn man zu lange überlegt, macht man es nie“, gab ihm damals ein Freund zu bedenken. Das war der entscheidende Schubser.
Im Sommer sind erfahrungsgemäß wenige der 50 Plätze belegt, aber im Winter stapeln sich hier die Gäste. Bis zu fünfzehn Vorstellungen gibt Vollmann pro Woche, allerdings nicht alle in Dresden. Er reist in ganz Sachsen mit seinem mobilen Puppentheater umher. Fast hätte es ihn nach Südkorea verschlagen. Denn eines Tages, erzählt er, nahmen zwei koreanische Herren in seiner Vorstellung Platz und wollten ihn in den Vergnügungspark Le petit France in ihrem Heimatland abwerben. Nach langem Grübeln entschied sich Vollmann dagegen. Er wollte nicht weg von seinem Puppentheater. „Das ist etwas in meinem Leben, das ich von Grund auf aufgebaut habe und was richtig gut läuft“, sagt er. Als Andenken reiste eine selbst gebastelte Puppe mit nach Korea: der Wolf. „Gebauchmiezelt hab ich mich schon gefühlt“, gibt Vollmann lachend zu.
Nun hält er die Stellung in Pieschen, obwohl ihm neue Herausforderungen verlockend erscheinen. Ein Puppentheater in Prohlis und Gorbitz – warum nicht? Hauptsache, er kann ein Pionierprojekt starten. Doch das Theater auf der Rehefelder Straße will er nicht aufgeben. „Der Vollmann lässt sich nicht vertreiben“, sagt er. Na dann, Vorhang auf.
Ein Kommentar zu “Puppentheater Vollmann und was der Wolf auf der Bühne und in Korea treibt”
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