Sie können die DDR nur aus Erzählungen kennen. Eine kleine Gruppe von 11 bis 15-Jährigen wollte mehr wissen und hat sich aufgemacht, selbst Erfahrungen zu sammeln und zu dokumentieren. Sie nennen sich die Siedler-Forscher und haben heute gezeigt, was sie gefunden haben. Ben zum Beispiel hat ein kleines Computerspiel programmiert, in dem mit Kaltem Hund auf Hirsche geworfen wird. Beides gibts auch heute noch, aber Kalter Hund war eben eine DDR-Spezialität – aus Keksen, die sonst einfach zu trocken waren.
Zum Ende der ersten Woche gab es ein großes DDR-Picknick. Jeder hat etwas mitgebracht, was es schon früher zu essen gab. Rote Grütze, Gurken aus dem Spreewald, einen Nudelsalat nach original DDR-Rezept, Fettbemme, Eierschecke und natürlich kalten Hund. Auf tote Oma (Blutwurst) wurde verzichtet. Die Beschreibungen der Gerichte wurden an einer Wandtafel festgehalten und per Tondokument aufgezeichnet. Das konnten sich Eltern und Großeltern heute auch anhören.
Die Kinder haben ihre Programm selbst zusammengestellt, erzählt Michael Krüger, Chef der Projektschmiede Dresden, die das Projekt „Siedler. Die Forscher“ betreut. Sie sollen sich spielend beteiligen, statt Beteiligung nur zu spielen. Ein Prinzip, das auch für das Projekt Kitrazza – KinderTraumZauberStadt – gilt, das für die Jüngeren organisiert wird. Und so haben sich die Kinder nicht nur einen Fahrplan für zwei Wochen erarbeitet, sondern auch die Regeln, die sie sich für die Zeit gegeben haben. „Die wurden dann mit Unterschrift oder Daumenabdruck besiegelt“, erzählten Desislava Tsoneva und Katrina Munder aus dem Projektschmiede-Team, die die Kinder in den zwei Wochen betreut haben. Sie waren mit den Kindern in Museen oder haben ihnen mit Laptop, Kamera und Schnittprogrammen bei der Dokumentation geholfen.
Ole hat sich unter anderem mit Autos zu DDR-Zeiten beschäftigt. Am meisten haben ihn jedoch die Erzählungen eines Zeitzeugen im Stasi-Museum beeindruckt. „Das war ziemlich spannend“, sagte er. Oles Vater Lutz Köhler war zur Präsentation der Kinder heute Mittag ins „Geh8“ gekommen. „Die Idee für das Projekt ist toll. Ohne die Beschäftigung mit der Vergangenheit hätte Ole die Sendung im Radio über die DDR wohl ignoriert. So aber wollte er zuhören“, erzählt Lutz Köhler.
Nele wollte mehr über die DDR-Mode erfahren hat ein kleines Heft produziert. „Ich nähe selbst, da wollte ich wissen, wie das bei meinen Eltern und Großeltern war“, sagt sie. Die haben sie mit Informationen versorgt, anderes hat sie im Internet recherchiert. Sie kennt das Siedler-Projekt bereits und hat sich darum gern für die zwei Wochen gemeldet. Das ehemalige Waggon-Reparaturwerk an der Gehestraße war dafür genau die richtige Umgebung.
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