Bis 2021 will die Drewag rund 24 Millionen Euro in die Fernwärmeversorgung der Pieschener Haushalte investieren. Rund 3.000 von verschiedenen Investoren geplante Wohnungen, neue Schulstandorte und die gesetzlichen Klimaschutzforderungen haben die Entscheidung befördert. In fünf Jahren sollen die Insellösungen rings um die Kraftwerke in Mickten, Kaditz, Übigau und in der Wurzener Straße durch eine weitgehend flächendeckende Erschließung der Stadtteile ergänzt sein, erklärte Norbert Gassel, zuständig für Energiedienstleistungen in der Drewag Netz.
Für die Drewag sei Pieschen aufgrund der Altbausubstanz und der vielen unter Denkmalschutz stehenden Häuser das wichtigste Erschließungsgebiet, betonte er. Weil Wärmedämmung hier oftmals nicht in Frage komme, sei Fernwärme die Alternative, um den Anforderungen aus dem Gesetz über erneuerbare Energien gerecht zu werden. Außerdem helfe dies, die ehrgeizigen Klimaschutzziele der Stadt zu erreichen: Das 2013 verabschiedete integrierte Energie- und Klimaschutzkonzept sieht vor, dass der Co2-Ausstoß alle fünf Jahre um zehn Prozent reduziert werde.
Auch der geplante Wohnungsbau und neue Schulstandorte wie an der Gehestraße sind ein großer Anreiz für die Investitionen der Drewag. Im Ortsamtsbereich Pieschen und dem Masterplangebiet Leipziger Vorstadt entstehen in den kommenden Jahren rund 3.000 neue Wohnungen. Allein im Mika-Quartier in Mickten sollen in drei Bauabschnitten 900 Wohnungen gebaut werden, in der Sternstraße sind weitere 460 Wohnungen geplant. Im Masterplangebiet stehen für die Hafencity und am Puschkinpark fast 600 Wohnungen auf dem Reißbrett. Gegenüber, auf der anderen Seite der Leipziger Straße wollen zwei Investoren insgesamt 525 Wohnungen errichten. Entlang der Pieschener Melodien ist Platz für weitere 400 Wohnungen. Die 114 neuen Wohnungen im Markus Projekt sind im Herbst 2017 bezugsfertig.
Als effektivste Lösung für die Versorgung mit Fernwärme hat sich der Anschluss des Stadtteiles an das Gasturbinenkraftwerk an der Nossener Brücke erwiesen. Dies sei wirtschaftlicher, als die Insellösungen mit den Blockheizkraftwerken, betonte Gassel. Das Kraftwerk arbeite mit der umweltfreundlichen Kraft-Wärme-Kopplung, die Fernwärme sei hier praktisch ein Nebenprodukt der Stromerzeugung. Bis zur Semperoper reiche das derzeitige Drewag-Fernwärmenetz. In den Lückenschluss von dort nach Pieschen samt Unterquerung der Elbe will die Drewag fast zehn Millionen Euro investieren. Etwa 150 Meter stromabwärts von der Marienbrücke soll ein sogenannter Elbdüker sieben Meter unter dem Grund des Flusses durchgebohrt werden. Von Ende 2017 bis 2019 sei die Bauphase geplant.
Für die Mieter soll die Umstellung auf Fernwärme kostenneutral bleiben, beruhigt Swen-Sören Börner vom Vertrieb Energiedienstleistungen bei der Drewag. Dazu sei man gesetzlich verpflichtet, betonte er. Bei der Drewag habe man für die Umstellung der hauseigenen Wärmeversorgung auf Fernwärme ein „Übernahmemodell“ entwickelt. Dies ermögliche den Hauseigentümern, dass sie ihre Wärmeanlagen bis zum Anschluss des Hauses an die Fernwärme der Drewag überlassen. „Damit bleibt vielen Vermietern die Investition in neue Anlagen erspart“, erklärt Börner.
Das Übernahmemodell sei für die Vermieter auf jeden Fall kostengünstiger, als die Investition in eine neue Anlage. Börner rechnet damit, dass viele Kesselanlagen aus der Sanierungswelle Anfang der 90er Jahre jetzt erneuerungsbedürftig sind. Das komme dem Ziel, so viel wie möglich Fernwärme-Kunden zu gewinnen, natürlich entgegen. Aber, so betont er, das Übernahmemodell sei ein absolut faires und kostengünstiges Angebot. Die Drewag kümmere sich um den Betrieb und mögliche Reparaturen der veralteten Anlagen, bis diese durch den Anschluss an das Fernwärmenetz überflüssig sind. „Wir haben mit dem Modell im Hechtviertel bereits gute Erfahrungen gesammelt“, sagt Börner.
Uwe Sochor, Eigentümer des Frankreichladens, hat bei seinem Neubau an der Bürgerstraße auf eine eigene Heizanlage verzichtet. Er ist jetzt Drewag-Kunde und wird aus der kleinen Anlage im Rathaus versorgt, an der auch die Bibliothek hängt und künftig alle Häuser des Markus Projektes versorgt werden. „Ja“, meint Sochor, „ich habe bei der Investition gespart“. Ob es sich langfristig wirklich rechnet, wenn man praktisch von einem Monopolisten versorgt wird, müsse sich erst noch herausstellen. Das werde er aber erst in einigen Jahren sehen.
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