Seit Mittwoch haben „Die helfenden Engel“ ein neues Quartier in der Leipziger Straße. Das kleine Unternehmen versteht sich als Dienstleister für private Haushalte, die aus verschiedensten Gründen auf Hilfen angewiesen sind. Das können hauswirtschaftliche Arbeiten sein, aber auch die Begleitung zum Arzt oder zu Behörden, kleine handwerkliche Arbeiten in der Wohnung oder Hilfe bei der Gartenarbeit. Ein weiteres Angebot ist die schnelle Hilfe bei Extremsituationen, wie zum Beispiel nach einem Unfall. Ein besonderer Service ist die Unterstützung bei der Beantragung einer Pflegestufe.
Das Büro ist bereits eingerichtet, die Werbung an der Schaufensterscheibe fehlt noch. Eigentlich sollte auch das zur Eröffnung fertig sein. Doch nun waren Najla el Ousrouti und Djamila Boutraa noch einmal bei der Werbeagentur, um letzte Details zu klären. Vor sechs Monaten haben die beiden jungen Frauen angefangen, in Dresden die dritte Filiale aufzubauen. Gegründet wurde die Firma 2012 in Wuppertal, dann kam Düsseldorf hinzu. Und warum jetzt ausgerechnet Dresden?
Djamila Boutraa ist hier geboren. Mutter Kerstin Boutraa, die ihr jetzt beim Ausbau der Firma hilft, ist mit einem ehemaligen DDR-Gastarbeiter aus Algerien verheiratet. Zwischenzeitlich hat die Familie auch in Algerien gewohnt, ist aber nach Ausbruch des Bürgerkriegs 1991 nach Dresden zurückgekehrt. Djamila hat es dann nach Westdeutschland gezogen. In Wuppertal lernte sie die Firmengründerin el Ousrouti kennen und war von der Idee so begeistert, dass sie in Düsseldorf eine zweite Filiale aufgebaut hat. Beide erzählen anschaulich, was ihr Unternehmen macht und wie es den Menschen hilft. Immer wieder leuchten ihre Augen, wenn sie von den Erfolgen berichten. Aufträge bekämen sie von Privatpersonen und den Sozialämtern.
Firmenchefin el Ousrouti: Wir wissen, was zu tun ist
Najla el Ousrouti ist als Kind marokkanischer Einwanderer in Deutschland geboren. Die 36-jährige ist verheiratet und hat drei Kinder. „Ich habe eine Schwester mit Down-Syndrom und konnte beobachten, wie schwierig und kompliziert der Umgang mit den Behörden und der Bürokratie ist“, erzählt sie und fügt hinzu: „Ich kenne beide Seiten“. Das habe ihr bei der Idee für die Firmengründung sehr geholfen. Natürlich gehören hauswirtschaftliche Dienstleistungen zur breiten Angebotspalette. Viel wichtiger sei aber, und darauf ist sie besonders stolz, Menschen in Ausnahmesituationen zu helfen. Zum Beispiel einem Alleinstehenden nach einem Unfall oder einer Seniorin, die sich plötzlich mit Dingen konfrontiert sieht, um die sich immer ihr Mann gekümmert hat. Sie ist hilflos, wenn der Partner plötzlich für längere Zeit im Krankenhaus liegt?
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„Wir wissen, was dann zu tun ist“, erklärt el Ousrouti. Wenn zum Beispiel jemand nach einem Unfall wegen verletzter Hände die einfachsten Dinge nicht mehr erledigen kann. Dann gehe es nicht nur ums Einkaufen, Brote schmieren oder Geschirrspülen. Mindestens genauso wichtig in solchen Ausnahmesituationen sei, den Betroffenen beim unweigerlich anstehenden Papierkrieg mit Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Fahrdiensten oder dem Sozialamt zu helfen. Und auch moralischen Beistand zu geben. „Gerade das ist für die Betroffenen besonders wichtig“, findet el Ousrouti und legt großen Wert darauf, dass die derzeit zwölf Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen und die drei Minijobber das verstehen. Die meisten hätten eine Qualifikation als Betreuungskraft. Weil sie in privaten Haushalten arbeiten, sei ein makelloses polizeiliches Führungszeugnis Voraussetzung für die Einstellung.
Hilfe bei der Beantragung der Pflegestufe
Ein besonderer Service von „Die helfenden Engel“ ist die Unterstützung bei der Beantragung einer Pflegestufe. Mit Ines Kühn haben sie in Dresden dafür eine Expertin im Team. Die gelernte Altenpflegehelferin hat sich schulen lassen und kennt sich mit Pflegeeinstufungen bestens aus. „Bisher haben die Kunden, die ich beraten habe, im ersten Anlauf ihre Pflegeeinstufung erhalten“, sagt sie. Mit den Änderungen des Pflegestärkungsgesetzes ab 2017 werde der Beratungsbedarf noch einmal deutlich steigen, ist sie sicher.
Auch bei der Betreuung von Demenzkranken werde die Nachfrage weiter zunehmen, meint Najla el Ousrouti. Für die Angehörigen bedeute die Pflege eine enorme körperliche und seelische Belastung, die oftmals sogar in die Isolation führen könne. Da wollen „Die helfenden Engel“, Alternativen bieten und die pflegenden Angehörigen entlasten, zum Beispiel mit stunden- oder tageweiser Betreuung. Dabei gehe es um die sogenannte Alltagsbegleitung aber auch um alle Angebote, die von der jeweiligen Pflegestufe nicht abgedeckt würden. „Die helfenden Engel“ kämen zum gemeinsamen Saubermachen, würden Vorlesen, Fotoalben anschauen, Spazieren gehen. „Wichtig ist, dass der Demenzkranke dazu angeregt wird, aktiv zu bleiben“, sagt Kühn.
In Dresden dreht sich jetzt alles um den weiteren Ausbau des Kundenkreises. In den nächsten Tagen können Passanten die Werbung am Schaufenster sehen. Künftig wird die gesamte Buchhaltung der Firma hier erledigt. Ein weiterer Grund, warum Geschäftsführerin Najla el Ousrouti und ihre Stellvertreterin Djamila Boutraa häufiger in der Elbestadt zu sehen sein werden.
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