Blutende Knie oder verlorene Wohnungsschlüssel können Kinder in echte Notsituationen bringen. Noch schlimmer wird es, wenn die Eltern ihr Kind vor die Tür setzen. Das Kinderschutzprojekt „Bärenstarker August“ bietet für solche Notfälle Anlaufstellen, in denen die 5 bis 16-Jährigen Hilfe und Schutz finden, erläutert Projektkoordinatorin Annett Grundmann. Seit Anfang des Jahres kann sie auf zwei neue Partner setzen. Für die beiden städtischen Krankenhäuser Dresden-Neustadt und Dresden-Friedrichstadt hat Verwaltungsdirektor Jürgen Richter heute entsprechende Verträge unterschrieben. Am Klinikeingang in der Industriestraße und an der Autopforte in der Friedrichstadt kleben jetzt die Hinweise für die Kinder. „Bärenstarker August“.
Georg Heubner, Arzt an der Kinderklinik im Klinikum Dresden-Neustadt, findet das Hilfsangebot „ausgesprochen wichtig“. Er weiß, wie schnell Kinder in Stresssituationen geraten können. Eine Traumatisierung sei dann nicht ausgeschlossen, meint er und erinnert sich an eine Situation, in der sein eigener Sohn in den falschen Bus umgestiegen war und in einer völlig fremden Gegend landete. Und das Handy funktionierte nicht. Nicht jedes Kind habe den Mut, dann fremde Leute um Hilfe zu bitten. Ein Aufkleber mit dem „Bärenstarken August“ an einer Tür könne dann die wahre Rettung bedeuten.
Meldet sich bei den Kliniken ein Kind und benötigt Hilfe, wissen die Mitarbeiter Bescheid und können im Ernstfall auch schnell auf ärztliche HIlfe zurückgreifen. Mit allen Projektpartnern, so Grundmann, werde das Projekt ausführlich besprochen und die Mitarbeiter eingewiesen. Beide Klinik-Standorte liegen in der Nähe von Wohngebieten, in denen es nur wenige geeignete Anlaufstellen für das Kinderschutzprojekt gibt, sagte Grundmann. Rund 140 Anlaufstellen sind im Stadtgebiet verteilt. Die städtischen Bibliotheken, Bäckereien, Fleischereien oder Blumenläden gehören dazu. Aber auch ein Seniorenheim und ein Hotel seien bei dem Projekt mit im Boot, meint Grundmann. Es können sich aber noch mehr melden, sagte der Zweite Bürgermeister Detlef Sittel, der den Bärenstarken August noch aus seiner Startphase 2008 kennt. „Wer die Voraussetzungen erfüllt, ist herzlich willkommen“, meinte Sittel.
Jährlich würden bis zu 15 Fälle bekannt, in den die Kinder die Angebote nutzen. In einem Fall sei es tatsächlich ein Kind gewesen, das die Eltern ausgesetzt hatten, erinnert sich Grundmann. Es fand Zuflucht in einer Apotheke. Von dort aus wurde die Polizei verständigt. Wenn nur in einem Fall geholfen wurde, hat sich die Arbeit schon gelohnt, meinte sie. Hier geht es nicht um Masse.
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