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Tobias Günther setzt bei Kalendern auf Qualitätspapier und feinen Druck

„Dreizehn gute Bilder – das musst Du erst mal hinkriegen“. Tobias Günther hat dafür ein besonderes Gespür entwickelt. Obwohl er sie aus tausenden Dateien aussuchen muss, hat er die Fotos für den nächsten Kalender eigentlich im Kopf. „An die besonders gelungenen Motive und Stimmungen erinnert man sich“, meint er, als wäre das so selbstverständlich. Gerade ist er dabei, die Blätter für das „Zittauer Gebirge 2017“ an einer Spiralbindemaschine zusammenzufügen. Vom Foto bis zur Signatur – der gesamte Kalender ist Handarbeit. Seit 2010 erscheint er jedes Jahr mit neuen Motiven. Wie auch die anderen 14 Themen-Kalender, die der Fotograf über das Jahr akribisch vorbereitet.

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Hohe Qalität bei Papier und Druck bringen Aquarelle von Karin Kempe besonders gut zur Geltung. Foto: W. Schenk

Besonders stolz ist Tobias Günther auf seine Kombination von Qualitätspapier und feinem Druck. „Ich habe zwölf verschiedene Papiersorten von hellweiß bis creme gelagert“, erzählt er. Holzfrei und lichtbeständig seien die Bögen. „Und sie haben Volumen. Das entsteht dadurch, dass sie lockerer gepresst sind“, so die Erklärung. Dadurch bekäme der Druck ein ganz anderes, fast plastisches Aussehen, schwärmt er. Die nötige Qualität bringe er mit einem Drucker auf das Papier, den er vor zehn Jahren auf der Drupa Düsseldorf, der weltgrößten Messe der Printmedien, gefunden hat. Wo sonst Millionenaufträge für große Druckmaschinen für Zeitungen oder Zeitschriften abgeschlossen werden, hat Günther für seinen Bedarf Gehör und Unterstützung gefunden. Auf den Anbieter lässt er nichts kommen.

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Bevor Fotobias, so der Name seiner Firma, aus der Taufe gehoben wurde, hatte Tobias Günther bereits einiges ausprobiert. Der 44-Jährige ist gelernter Feinmechaniker. Als die TU Dresden nach der Wende ihre Werkstätten dicht machte, folgte er seiner damaligen Freundin nach Hamburg, meldete sich beim Arbeitsamt mit der Ansage, dass er Koch lernen möchte. Noch am gleichen Tag hatte er eine Lehrstelle bei Gastronomie Pütter im Anglo-German Club an der Außenalster und eine Unterkunft.

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Auch die Kombination von Fotokalender und Künstlerkalender kommt beim Kunden gut an. Foto: W. Schenk

„Meine Eintrittskarte war einfach der Umstand, dass dort schon zwei Lehrlinge aus dem Osten waren. Und deren Ruf war super“, erinnert er sich. Eine Karriere als Koch sollte es dann nach der Rückkehr in Dresden doch nicht werden. Erste gesundheitliche Probleme stellten sich ein, später wurde er berufsunfähig. Die Umschulung zum Mediendesigner brachte vor allem eine Erkenntnis. „Ich kann mit Fotos Geld verdienen“. Dafür ist er den Leuten von CCP Kummer noch heute dankbar. Sie haben für ihn die ersten Bildlizenzen verkauft. Im Jahr 2000 ist er dort ausgeschieden.

„Da habe ich mich auf lange Fototouren durch die Sächsische Schweiz begeben. Das war für mich wie eine Therapie“, meinte Günther, nachdem er den Entschluss gefasst hatte, es nun als Selbständiger zu probieren. Er hat sich Drucken und Buchbinden selbst beigebracht, sein erstes eigenes Buch gedruckt, erfolgreich seine Fotos ausgestellt, auf Künstlermessen neue Kunden für seine Druckangebote gesucht. Vier Jahre später ist er mit seiner Werkstatt in das Erdgeschoss des Elternhauses in der Schützenhofstraße gezogen. Dort lagert sein Papier, stehen dicht an dicht die Drucker, ein Falzapparat, die Spiralbindemaschine und die Computer. Zwischendrin stapeln sich die schon fertigen Kalender.

Auch wenn er sich von Jahr zu Jahr in seiner Selbständigkeit wohler fühlte, muss er mit seinen Kräften haushalten. Schon bei seinen drei anderen Anläufen für eine berufliche Zukunft hatte ihm letztlich auch die Gesundheit einen Strich durch die Rechnung gemacht. Inzwischen ist sein Nierenleiden so weit fortgeschritten, dass er drei Mal wöchentlich zur Dialyse muss. Jedes Mal fünf Stunden. „Ich stehe auf der Warteliste für eine Nierentransplantation“, meint er. Etwa sieben Jahre ist derzeit die Wartezeit auf ein Spendenorgan.

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2004 ist Tobias Günther mit seiner Werkstatt in das Elternhaus eingezogen. Foto: W. Schenk

Das sagt er nur, weil man ihn direkt danach fragt. Eigentlich will er lieber über seine Kalender reden. Mit der Idee, Künstlerkalender zu drucken, ist er auch in die Filialen des Buchhändlers Thalia gelangt. Beim Druck von Aquarellen käme seine Kombination von Papier und Druckqualität besonders gut zur Geltung. „Das ist ganz nah am Original“, ist er immer wieder begeistert. Mit der Malerin Karin Kempe und den Malern Franz Sykora oder Wilhelm Selleng hat er Kooperationspartner gefunden.

Die meisten Kalender verschickt er oder bringt sie persönlich zu den Händlern. Als Dienstleister druckt Günther auch Kalender mit gelieferten Fotos. Er weiß um die Konkurrenz vieler Online-Anbieter. Aber, so sagt er, wer seine gut gelungenen Fotos richtig in Szene setzen wolle, brauche gutes Papier und beste Qualität beim Druck. Das biete er für den einzelnen Druck, aber auch für Kalender ab einer Auflage von zehn Stück.

Seit seinem zehnten Lebensjahr fotografiert Tobias Günther – Landschaften, Städte, Stimmungen. In der Laudatio zu einer seiner Fotoausstellungen äußerte sich Dr. Manfred Altner über die Fotografien. „Seine Bilder verweisen darauf, dass da draußen noch Orte und Gegebenheiten auf uns warten, die Harmonie, Gesundheit und Schönheit für uns bereithalten.“

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